Die Schönheit der Distelfalter

Das Johanneum Lüneburg

Schule: Johanneum Lüneburg PLZ/ Ort: 21337  Barendorf
Schultyp: Gymnasium Internet: http://www.johanneum-lueneburg.de
Bundesland: Niedersachsen E-Mail: erck@johanneum-lueneburg.de

Die genaue Bestandsaufnahme des Schulgeländes war Grundlage und erster Schritt dieses sehr außergewöhnlichen Projektes. Die Schülerinnen stellten fest, dass das Gelände durch seine naturnahe Prägung reich an Flora und Fauna ist und vielfältige Lebensräume und Futterpflanzen für zahlreiche Insektenarten bietet. Sie kamen auf die Idee, die Entwicklung der Distelfalterraupen am Objekt zu beobachten. Mit Unterstützung von Sponsoren war es möglich, 36 Distelfalterraupen aus artgerechter Zucht zu erwerben. Zur Beobachtung und Aufzucht wurde unter Verwendung von Gaze eine geeignete Schmetterlingsbox gebaut. Die „Regeln“ zur artgerechten Aufzucht wurden dabei streng eingehalten.

 Die 5 mm großen Raupen wurden separat in kleinen Behältern gepflegt und gefüttert. In jeden Becherdeckel kamen Löcher, in den Becher etwas „Spezialfutter“ und eine Raupe. Eine Schicht Taschentuch oder Toilettenpapier, zwischen Becher und Becherdeckel eingeklemmt, diente den Raupen als Aufhängung für die Verpuppung. Nach etwa 14 Tagen waren die Raupen auf bis zu 4 cm angewachsen, kletterten an den Deckel und hefteten sich an. Nach der Verpuppung wechselten die Puppen das Quartier und wurden auf ein Stück Pappe geklebt und in den Schmetterlingskasten gestellt. Weitere zwei Wochen später waren fast alle Puppen aufgebrochen und im Käfig waren fast 25 Distelfalter. Letzter Schritt: Die Schmetterlinge wurden freigelassen!

Aus Steinen schichteten die Schülerinnen außerdem eine Trockenmauer. Eine Lehmwand mit Brut- und Versteckmöglichkeit für zahlreiche Tierarten wurde erneuert. Die Umgebung der Wand wurde neu bepflanzt. Ferner wurden durch die Anlage von Gemüse- und Blumenbeeten zusätzliche Unterschlupf- und Nahrungsangebote für verschiedene Tierarten geschaffen.

Begründung der Jury

Das Johanneum erhielt den Sonderpreis des Deutschen Kinderhilfswerkes für ihr selbständiges Engagement und ein ungewöhnliches Projekt: Die Aufzucht und Beobachtung der Metamorphose des Distelfalters von der Raupe bis zum Schmetterling. Sechs Schülerinnen der Klasse 9 bildeten die „AG Schulhofdschungel“. Angeleitet wurden sie von einer Schülerin der 13. Klasse. Die Schülerinnen dokumentierten alle vorgefundenen Tiere und Pflanzen und schufen ein visuelles Artenlexikon. Beispielhaft präsentierten sie Steckbriefe zur Biologie einiger Arten.

Wissenswertes: Schmetterlingszucht

Eine Schmetterlingszucht erfordert einen sehr sorgsamem Umgang mit den Tieren und ein genaues Befolgen der Aufzuchtregeln, unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der jeweiligen Art. Neben den artspezifischen Ansprüchen gibt es allgemeingültige Regeln für alle Zuchten. Wichtig ist es, soweit möglich, die Verhältnisse in der Natur nachzuahmen (z.B. bezüglich Feuchtigkeit, Wärme, Luft,…). Der Zuchtbehälter sollte nie in der Sonne stehen und bei ausreichender Luftzufuhr vor Schimmelbildung und Staunässe geschützt sein. Frisches Futter und Sauberkeit sind unerlässlich.

Für Anfänger und Gelegenheitszüchter reichen je nach Größe und Anzahl der Tiere kleinere oder größere Gläser oder durchsichtige Plastikbehälter (Deckel mit Luftlöchern). Wer es professioneller angehen will, kann sich aufwendigere Raupenkästen aus Holz und Gaze bauen.

Ausführliche Tipps findet man im Internet unter www.schmetterling-raupe.de . Buchtipps: Für Profis von Ekkehard Friedrich das „Handbuch der Schmetterlingszucht“ oder für Anfänger von Peter Lange das Buch, „Lasst Schmetterlinge fliegen!“.

Tipp 1: Zucht von „Brennnesselraupen“

Bei vielen der heimischen Schmetterlinge fressen die Raupen (Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge, Landkärtchen, Admiral, Distelfalter, C-Falter) ausschließlich an Brennnesseln. Besonders geeignet für Anfänger sind diese Zuchten, weil noch im gleichen Jahr die Falter schlüpfen.

Tipp 2: Lehmwand

Eine Lehmwand (Insektennisthaus), wird von vielfältigen Insekten genutzt, der Lehm ist ein wichtiger Naturbaustoff. Für ein Insektennisthaus wird ein möglichst sonniger und windgeschützter Platz benötigt. Eine Masse aus Lehm und Stroh wird auf ein Weidengeflecht aufgestrichen. Mit verschieden dicken Ästen werden Löcher in diese Masse gestochen. Ein Dach stellt sicher, dass der Lehm vor Regen geschützt ist. Über der Lehmwand kann noch ein Fach gebaut werden, dass mit verschiedenen Pflanzenstengeln gefüllt ist und so den Insekten Baumaterial zur Verfügung steht. Vor allem Wildbienen (Solitärbienen), Schlupfwespen, Raubwanzen, Marienkäfer, Florfliegen und Raubfliegen nutzen diesen Lebensraum.