Gepresster Mauerpfeffer und Raum für Zaunkönige

Schule am Zeisigwald, Chemnitz

Schule: Schule „Am Zeisigwald“ PLZ/ Ort: 9130 Chemnitz
Schultyp: Schule für geistig Behinderte Internet: http://www.amzeisigwald.de
Bundesland: Sachsen E-Mail: fs-amzeisigwald@schulen-chemnitz.de

Die Schüler und Schülerinnen haben ihren Schulgarten erforscht und die Tier- und Pflanzenarten bestimmt und kartiert. Besonders aufwendig wurden die gefundenen Pflanzen erfasst. Für die Darbietung der umfangreich kartierten Pflanzen haben die Schüler und Schülerinnen ein aufwendiges Herbarium liebevoll gestaltet. Sorgfältig wurden die Pflanzen auf Papierbögen aufgebracht und beschriftet. So ist eine außerordentliche Pflanzensammlung entstanden, die den jeweiligen Standorten, wie etwa Teich oder Trockenrasen, zugeordnet werden kann.

Danach wurde überlegt, welche Möglichkeiten es noch gibt, wildlebenden Tieren Unterschlupf zu bieten und Wildpflanzen anzusiedeln. Das wichtigste Vorhaben war hier die Anlage einer Benjeshecke. Die durch Heckenschnitt, Sturmschäden oder Baumverschnitt angefallenen Zweige und Äste wurden aufgeschichtet. Die Benjeshecke verschafft den darin und darauf heranwachsenden Pflanzen Schutz durch das Schnittholz. Das Saatgut wird dabei auf natürliche Weise durch den Windflug und Samen aus dem Kot rastender Vögel eingebracht. Das locker gelagerte Totholz gewährt unmittelbar Lebensraum für zahlreiche Vogelarten (v. a. Heckenbrüter), Kleinsäuger und Insekten.

Um noch mehr Lebensräumen für Vögel zu schaffen, wurden Nistmöglichkeiten für Nischenbrüter wie Rotkehlchen und Grauschnäpper, Baumläuferhöhlen und Zaunkönigkugeln an geeigneten Orten angebracht. Im Garten wurden außerdem Obstgehölze wie etwa die Kiwipflanze oder der Kirschbaum gepflanzt, die sowohl den Tieren als Nahrungsquelle und Unterschlupf dienen als auch in der Schulküche Verwendung finden.

Die Schule am Zeisigwald in Chemnitz ist ein Lernort für geistig behinderte junge Menschen im Alter von 6 bis 18 Jahren. Die Schule verfügt über einen großen durchgrünten Schulgarten (ca. 2000 qm). Hier befinden sich zahlreiche hohe Bäume, Hecken und Grünflächen. Der Schulgarten untergliedert sich in verschiedene Teilbereiche und dadurch unterschiedliche Lebensräume: Ein Naturprojekt mit Nistmöglichkeiten, Natur- und Gemüsebeet, Hasenstall und Wiese, ein Spielplatz und Naturwiese mit Klassenzimmer im Grünen mit vielen Rabatten und Stauden.

Dies ist eine ideale Umgebung, den Schüler und Schülerinnen einerseits Erholungsmöglichkeiten im Grünen zu verschaffen und ihnen andererseits über die Entdeckungsmöglichkeiten in der Natur die Vielfalt der Arten und den verantwortungsvollen Umgang mit Pflanzen und Tieren nahe zubringen.

Begründung der Jury

Herausragend ist das außerordentliche Herbar. Es stellt eine großartige Pflanzensammlung dar, die unbedingt ausgestellt (beispielsweise im Museum für Naturkunde Chemnitz) und nachhaltig archiviert werden sollte. Der Bestimmungsumfang, die genaue Katalogisierung und die liebevolle Eigenleistung sind fabelhaft. Auch diese Schule fertigte eine sehr schöne Gesamtpräsentation an, bei der insbesondere die Eigenarbeit und Mühe der und Schüler und Schülerinnen bemerkenswert ist. Sie haben sich umfassend mit den ökologischen Zusammenhängen zwischen den einzelnen Tier- und Pflanzenarten auseinandergesetzt. Als sinnvolle Bereicherung des Schulgeländes wurden in Folge eine Benjeshecke angelegt und zusätzliche Nistmöglichkeiten bereitgestellt.

Wissenswertes: Ökologische Wirkungen der Hecke

Hecken sind Nahrungsbiotope für Insekten, Vögel und Säugetiere. Sie dienen als Neststandort genauso wie als Schlafplatz und Überwinterungsquartier. Hecken und Heckensträucher geben den in ihr lebenden Tieren Deckung, Schutz vor Witterung und Feinden. Sie sind Lebensraum für Lebewesen wie z.B. Laufkäfer, Grasfrosch, Spitzmaus, Igel, Mauswiesel, Steinmarder, Kaninchen oder sogar den Fuchs. Hecken als Linienbiotope haben neben der Lebensraumfunktion auch eine Biotopverbundfunktion, d.h. sie können räumlich voneinander entfernte Lebensräume miteinander verbinden.

Tipp 1: Anlegen eines Herbariums

Ein Herbarium oder Herbar (lateinisch Herba bedeutet Kraut) ist eine Sammlung getrockneter und gepresster Pflanzen. Um ein Herbarium anzulegen, müssen zunächst Pflanzen gesammelt werden. Die Pflanzen müssen sorgsam und möglichst zügig gepresst werden, damit wichtige Merkmale wie Pflanzenaufbau, Blattformen und Blüten erhalten bleiben. Um die Pflanzen zu pressen, kann man spezielle Pflanzenpressen verwenden oder die Pflanze zwischen Zeitungspapier legen. Die Zeitungspapier-Pflanzen-Schichten werden dann mit Büchern oder Holzplatten beschwert. Sind die Pflanzen sehr feucht, sollte das Papier täglich, sonst alle zwei Tage gewechselt werden, damit sich kein Schimmel bildet. Die fertig gepressten Pflanzen werden auf Herbarbögen aufgezogen. Man kann die Pflanzen mit gummierten Papierstreifen auf dem Bogen fixieren oder flächig mit wasserlöslichem Leim auf den Bögen festkleben. Kleiner Tipp: den Leim 1:1 mit Wasser mischen, auf einer Glasplatte ausstreichen, Pflanzen behutsam auflegen, vorsichtig wieder abnehmen und auf den Herbarbogen legen und andrücken. Schließlich sollte das Herbarblatt noch beschriftet werden. Das Etikett enthält im Wesentlichen folgende Angaben: Name der Pflanze, Fundort und Datum, Standortbedingungen, besondere Merkmale, Blütenfarbe sowie der Name des Sammlers.

Tipp 2: Anlegen einer Benjeshecke

Die Benjeshecke ist eine besonders praktische und preisgünstige Form einer Heckenanlage. Wenn man den Urtyp einer Benjeshecke anlegt, muss man unter Umständen sehr lange warten, bis daraus auf natürliche Weise eine Hecke entsteht. Daher werden heute hauptsächlich vereinfachte Varianten angewendet, bei der man der Natur etwas auf die Sprünge hilft. Dazu werden entweder Samen heimischer Sträucher in das Gestrüpp gesät oder Stecklinge bzw. Jungpflanzen heimischer Bäume und Sträucher in die Wallanlage gesetzt, wo sie vor Wildfraß sicher geschützt sind. Zunächst sammelt man Baum- und Heckenschnitt. Zwischen zwei parallelen Reihen von Pfählen werden dicke und dünne Äste als Hecke aufgeschichtet (Pfahlabstand in der Reihe: ca. 1 bis 2 m). Die Heckenbreite sollte etwa 50 cm bis 1,00 m, die Heckenhöhe ca. 1,00 bis 1,50 m betragen. Das Material sollte nicht zu dicht geschichtet werden, damit Samen und Beeren genügend Licht zum Keimen haben.