Lärchenholz und Schilf: Luxushotel für Insekten

Waldschule Hettstedt

Schule: WALDSCHULE Hettstedt PLZ/ Ort: 6333 Hettstedt
Schultyp: Förderschule für Geistigbehinderte Internet: www.waldschule-het.de
Bundesland: Sachsen-Anhalt E-Mail: WALDSCHULE-Hettstedt@t-online.de

An der Waldschule Hettstedt werden Kenntnisse über die Natur und ökologische Zusammenhänge im Fach „Umwelt / Öffentlichkeit“- Unterricht vermittelt. Die Inhalte des Faches wurden von den Schülern und Schülerinnen mitbestimmt. Darunter waren Pflanz- und Pflegearbeiten im Schulgelände, das Sammeln von Kräutern und Früchten, sowie die Erforschung der Tier- und Pflanzenwelt. Dabei entdeckten die Schüler und Schülerinnen ihr besonderes Interesse für die Insekten. Nachdem sie etwas über die Gefährdung ihrer Lebensräume durch Bebauung, Unkraut- und Schädlingsbekämpfung etc. erfahren hatten, beschlossen sie, sich für ihren Schutz einzusetzen, indem sie ihnen Nist- und Lebensräume schaffen. Begeistert machten sie sich an die Planung und den Bau eines Insektenhotels. Hier konnte sich jeder an den Arbeitsschritten beteiligen, die ihm am besten lagen – vom Zersägen eines Baumes bis zur Montage des Schilfdachs.

Außerdem bauten die Schüler und Schülerinnen auch Nisthilfen und Futterhäuser für Vögel, erlernten die Pflege und Nutzung des Komposthaufens als ökologische Komponente der Abfallvermeidung und Mülltrennung und verwendeten den gewonnenen Humus für die Beete. Sie unternahmen Unterrichtsgänge in die Natur zum Entdecken und Bestimmen der Tier- und Pflanzenarten sowie zur Bewertung ihres Lebensumfeldes.

Außerdem pflanzten die Schüler und Schülerinnen ein Weideniglu aus selbst geernteten Weidenzweigen, die sie auf dem Schulgelände in die Erde gruben und miteinander verflochten. Im Frühjahr begannen die Zweige schließlich zu sprießen. So haben sie sich einen Rückzugsraum und den Insekten Lebensraum geschaffen. Sie sammelten Kräuter und Früchte, die sie anschließend zu Lebensmitteln verarbeiteten und selbst probierten.

Begründung der Jury

In diesem Projekt zeigten die Schüler und Schülerinnen eine hohe Eigeninitiative und Kreativität. Sie betrachteten das Thema Biodiversität unter Berücksichtigung der ökologischen Zusammenhänge intensiv am Beispiel der Insekten und leiteten daraus konkrete Artenschutzmaßnahmen ab. Durch den Bau des Insektenhotels und der Weidenhütte schufen sie sowohl Lebensraum für Tiere als auch einen naturnahen Erholungsraum für sich. Die Gesamtpräsentation und ein umfassendes Herbar wurden sehr liebevoll und engagiert gestaltet.

Wissenswertes: Wildbienen

Wildbienen haben sowohl für den Menschen als auch für die gesamte Natur eine hohe Bedeutung. Sie sind unverzichtbar für die Bestäubung der Obstbäume und für den Erhalt von über 80% der wildwachsenden Blütenpflanzen. Wildbienen (mit Ausnahme der Hummeln) leben solitär, d.h. sie bilden keine Völker wie die Honigbiene. Sie fliegen von Blüte zu Blüte und bauen ihre Nester in Mauern, Pflanzenteilen, Sand oder Lehm. Es gibt rund 500 Wildbienenarten in Deutschland. Wie z.B. die Sand- und Furchenbienen, die in sandigen Böden nisten. Die Mauerbienen suchen in Spalten und Hohlräumen alter Häuser Nistplätze.

Die Wildbienen sind stark bedroht: Durch die Intensivierung der Landwirtschaft gehen immer mehr Futterpflanzen verloren, und die wachsende Besiedlung von Flächen führt zu einem Verlust wichtiger Nistbiotope. Infolgedessen stehen ca. 60 Prozent der Wildbienenarten auf der „Roten Liste“ der gefährdeten Tiere.

Die Nisthilfemöglichkeiten für Wildbienen sind vielfältig: So kann ein unbehandeltes Stück Hartholz (Buche oder Eiche), mit verschiedenen Bohrungen versehen, als kleine Insektenhotel-Variante sogar auf dem Balkon Platz finden. Für größere Insektenhotels eignen sich alte Loch-, Ziegel- oder Bruchsteine, hohle Pflanzenstängel, Reisig oder Bambus, Holzwolle sowie Schilf-Äste, Lehm oder Ton, die in einem Rahmen zusammengefasst werden. Eine Überdachung schützt vor Regen. Der Standort sollte möglichst sonnig sein.

Ausführliche Tipps und Anleitungen sind beispielsweise unter www.bienenhotel.de, www.wildbienen.de oder www.gartenfreunde.de zu finden.

Tipp: Weidenhütten und – zäune

Weidenhütten und -zäune sind individuelle Spielräume, man kann sie auf vielfältige Art und Weise bauen. Weidenhäuser eignen sich, je nach Altersgruppe oder Anspruch, zum Versteckenspielen oder als Pausen- und Ruhezonen. Schattenspendende Weidenzäune können einzelne Bereiche abgrenzen. Bei guter Pflege werden sie schnell zu dichten Gebüschen, die auch als Lärm- und Sichtschutz dienen. Gleichzeitig entsteht ein wichtiger Lebensraum für nützliche Kleinstlebewesen. Bienen kommen als erste sichtbare Besucher, aber auch viele Käfer, Spinnentiere und Schmetterlinge werden folgen. Vögel finden gute Nistmöglichkeiten im Weidengeflecht. Weidenhütten benötigen einen sonnigen Standort und können z.B. in Igluform oder als Tipi gebaut werden. Für den Bau werden ca. 2 cm dicke und 2-3 m lange Weidenruten verwendet. Je nach gewünschtem Durchmesser des Tipis oder Iglus wird nun mit Hilfe eines 1 – 1,5 m langen Seils und eines Stocks ein Kreis um einen vorher festgesteckten Pflock gezogen. Entlang dieses Kreises hebt man nun einen ca. 25 cm tiefen Pflanzgraben aus, in den die Ruten im Abstand von 5 – 10 cm eingepflanzt werden. Um das Anwachsen der Weiden zu sichern, müssen die Stecklinge solange in Wasser gesetzt werden, bis sie Wurzeln bilden. Da Weiden sehr feuchtigkeitsliebend sind, müssen sie nach dem Einpflanzen gut gewässert werden. Um möglichst dicht verzweigte Bauten zu erhalten, sollte man die neuen Zweige im Herbst um ca. 5 cm einkürzen und anschließend einflechten. An den Schnittstellen bilden sich dann im nächsten Frühjahr Verzweigungen.