Den Wanzen auf der Spur

Paul-Moor-Schule, Berlin

Schule: Paul-Moor-Schule PLZ/ Ort: 13595 Berlin
Schultyp: Grundschule Internet: http://www.paul-moor-schule.cids net.de
Bundesland: Berlin E-Mail: Paul-Moor-Schule.cids.@t-online. de

Bei der Erforschung des Schulhofes zeigte sich schnell, dass es dort eine vielfältige Flora und Fauna gibt. Zur Erfassung der Artenvielfalt nutzten die Schüler und Schülerinnen verschiedene Methoden. Sie verwendeten ein Käfersieb, ein großes Auslesetuch und einen sogenannten Klopfschirm. Neben der optischen Absuche von Blüten und Pflanzen kamen kleine Plastikdeckel zur Erfassung der Kraut- und Strauchschicht zum Einsatz. Zur genauen Betrachtung wurden Lupen (Becherlupen eignen sich gleichzeitig für die kurzzeitige Aufbewahrung der Tiere) und Binokulare eingesetzt. Um beispielhaft und intensiv in das Thema Biodiversität einzutauchen, entschieden sich die Kinder dazu, eine Tiergruppe genauer zu erforschen und setzten einen recht ungewöhnlichen Untersuchungsschwerpunkt: die Erforschung der im Allgemeinen eher unbeliebten Wanzen.

Um möglichst viele Wanzenarten zu erfassen, mussten die unterschiedlichen Lebensansprüche berücksichtigt werden. So wurde eine Vielzahl verschiedener Wanzenarten untersucht und kartiert. Für die Bestimmung der Arten lieferten die Bebilderung in Bestimmungsbüchern und die Abbildungen im Internet (siehe Tipps und Links) geeignete Vergleichsmöglichkeiten. Umfassend wurden Lebensweise und Ansprüche der Tiere erforscht. Zur gezielten Beobachtung und Schaffung von neuen Lebensräumen wurde auf dem Schulhof 2008 ein großräumiges „Wanzenbeet“ gestaltet. Das Wanzenbeet bietet Unterschlupf und vielfältige Nahrungsquellen.

Im gesamten Projekt war das oberste Gebot der respektvolle Umgang mit den Lebewesen. Die Tiere sollten nicht verletzt oder getötet, die Pflanzen nicht unnötig beschädigt oder mutwillig zerstört werden. Nach ihrer Untersuchung sollten alle Tiere am jeweiligen Fundort zurückgesetzt werden. Hilfreich bei der Erfassung und Bestimmung war das Fotografieren mit Digitalkameras. Die Fotos konnten sofort anderen Schülern gezeigt werden, auch dann noch, wenn die fotografierten Tiere schon wieder verschwunden waren.

Begründung der Jury

Beeindruckend waren neben der detaillierten Forschungsarbeit über die Wanzen die insgesamt sehr detaillierte Kartierung von Tieren und Pflanzen sowie die Pflege- und Erneuerungsarbeiten im gesamten Schulgarten. Überzeugend war ebenfalls die sehr vielseitige, liebevoll und aufwendig gearbeitete Gesamtpräsentation mit zahlreichen farbenfrohen Zeichnungen, einem selbst gestalteten Pflanzenlexikon, Plakaten und Skizzen.

Wissenswertes

Wanzen besiedeln so gut wie alle Lebensräume. Sie leben im und auf dem Wasser, auf Pflanzen, in der Mehrzahl jedoch terrestrisch. Eine besonders hohe Artendiversität an Wanzen ist auf Halbtrockenrasen und Ruderalflächen zu finden. Ebenso beherbergen Moorbiotope, Feuchtwiesen, Saumbiotope (Wald-, Feld- und Wegränder), Kleingewässer, Uferzonen, Fließ- und Stillgewässer sowie Sonderstandorte (z.B. Binnensalzstellen, Binnendünen usw.) jeweils eine spezifische Wanzenfauna. Die Ernährungsweise von ca. 90% der Arten ist pflanzensaugend mit unterschiedlich ausgeprägter Wirtsspezifität.

Die übrigen zehn Prozent sind räuberisch oder Allesfresser. Wanzen haben eine hohe Aussagekraft über verschiedene ökologische Standortfaktoren (z.B. Mikroklima, Vegetationsstruktur und -zusammensetzung, Nutzungsintensität und Schadstoffbelastung). Viele Wanzen sind im Hinblick auf ihren Indikatorwert und ihre Ansprüche relativ gut untersucht.

Tipp: Wanzenbeet

Das Beet der Paul-Moor-Schule ist rund 5 qm groß, mit sandigem und nährstoffarmem Boden. Somit eignen sich dauerhafte Stauden, die bevorzugt auf Sandtrockenrasen vorkommen, wie etwa der Feldbeifuß. Am Feldbeifuß gibt es eine Vielzahl Insektenarten und mehrere Wanzenarten, die an diese Pflanze direkt gebunden sind. Andere Wanzenarten kommen als Blütenbesucher, Samensauger oder Räuber an diese Pflanze. Ähnlich lohnend sind Königskerzen (nicht zu verwechseln mit Nachtkerzen), Stockrosen, Färberkamille, Mohnarten und Melden. Sinnvoll ist eine Mischung von Pflanzen, die über das ganze Jahr attraktiv sind und Insekten anlocken. Unter einjährigen Blumen sind Sonnenblumen und Schmuckkörbchen (Cosmea) zu nennen, auf Feuerbohnen siedeln sich gern Schildwanzenlarven an. Der Erfolg: Nach einem knappen Jahr konnten bereits 50 Wanzenarten auf dem Schulgelände bestimmt werden.